Eine kleine Geschichte vom Traurigsein, vom Abschied nehmen und Loslassen.
Gewidmet ist sie all denjenigen, die beim Anblick eines alten und leerstehenden Hauses ein sonderbares Ziehen in der Brust spüren.
Der Hof liegt da, schweigt und wartet. Keine Hühner vorm Haus, Totenstille, unwirklich, in der Zeit verloren, wie unter einer Glasglocke. Nur der Birnbaum treibt Blüten, ungerührt und unverdrossen.
An der Scheune mit ihrem geborstenem Firstbalken vorbei zum Stall. Das schrecklichste von Allem: Ein leerer Stall. Keine Geräusche, kein Duft nach Kuh, kein freundliches Begrüßungs-Muh! Nur staubtrockene Heureste, Spinnweben vor den Fenstern. Trostlose Leere.
Die Tür klemmt, öffnet sich widerwillig. Ich stehe in der Stube, kalt, düster, das Bett vom Hans ungemacht, so wie er es verlassen hat, zum letzten mal. Beklemmend die Stille, kein Stuhlrücken, kein knisterndes Feuer, kein Ticken der Uhr. Alles ist noch da, unberührt. Auf dem Fensterbrett ein paar Fliegen, auf dem Rücken, totgesummt an der Scheibe.
Die Seele des Hauses ist fort, davongeflogen durch den Riss in der Wand, durch die zerbrochene Scheibe, durch die verschobenen Dachziegel, hinauf ins endlose Blau, wo der Bussard seine stillen Kreise zieht.
Heide Winkelhöfer